Jeden Morgen spätestens um sieben Uhr ist der kleine Chef wach. Selbstverständlich ist er der Meinung, auch seine Eltern müssten um diese Zeit wach und ausgeschlafen sein. Unter der Woche ist das kein Problem, da ersetzt er nur den Wecker, dem er meistens um fünf Minuten zuvorkommt. Leider verschiebt er den Zeitpunkt seines Weckeinsatzes auch am Sonntag um keine Minute. Dann stehen wir beide - der große Chef der Familie, der nicht so viel zu sagen hat und der kleine Chef, der mehr zu sagen hat - zusammen auf, schleichen uns ins Badezimmer und machen uns fertig. Duschen, anziehen, Schuhe, Jacke, Fische füttern, dann ziehen wir los. Seine Mutter kann noch etwas liegen bleiben und die sonntägliche Ruhe genießen. Bevor wir in einer Bäckerei in der Innenstadt einen größeren Semmeleinkauf tätigen, gehen wir erstmal im Reichsstädter Cafe einen Cappuccino trinken. Das Reichststädter Cafe hat erfreulicherweise auch am Sonntag schon ab neun Uhr geöffnet. Wir sind da inzwischen schon bekannt genug, um gleich unsere Bestellung "Cappuccino und extra Kekse mit großer Serviette" zu bekommen. Moritz kennt sich auch schon so gut aus, dass er sofort beim Eintreten seinen Barhocker ansteuert. Ich trinke dann in Ruhe meinen Cappuccino, während unser kleiner Frauenheld seine Kekse knuspert und mit der Bedienung hinter der Theke Blicke austauscht. Wenn er damit fertig ist, kommt die Serviette zum Einsatz und zurück bleibt ein kleiner Krümelberg unter seinem Barhocker. Nach einem schnellen Rundgang durchs Cafe gehen wir weiter zum Bäcker. Dort versuchen wir mit einer komplizierten Bestellung für zwei Semmeltüten etwas Verwirrung zu stiften. Eine der Tüten darf ich tragen, für die andere Tüte besteht Moritz darauf den Transport durch die noch verschlafene Fußgängerzone zu übernehmen. Zurück beim Auto steht das Kunststück auf dem Programm, ihn in seinen Kindersitz zu schnallen, ihm aber keinesfalls die Semmeltüte abzunehmen. Bis zum nächsten Ziel teilen wir uns die Aufgaben. Ich fahre das Auto zu Oma und Opa, Moritz beißt kleine Monogramme in die eine oder andere Semmel. In Unterkochen angekommen, ist es nur mit Bestechung durch seine Großmutter möglich, eine der Semmeltüten weiterzugeben. Kekse gegen Semmeln, ist das schon Korruption? auf dem Rückweg nach Hause telefonieren wir dann noch ausführlich mit der anderen Großmutter. Sind alle Neuigkeiten ausgetauscht, haben wir auch meistens die heimische Garage erreicht und unser Sonntagsabenteuer endet beim Frühstück.